Am nördlichen Eingang zur
Hüggelschlucht direkt an der Stadtgrenze zu Georgsmarienhütte-Holzhausen liegt
das Gebäude des Augustaschachtes, welches 1876 erbaut wurde. Es gilt als eines
der bedeutendsten bergbaulichen Denkmäler des Osnabrücker Landes.
Bei dem Augustaschacht
handelt es sich um ein vierstöckiges Gebäude mit beeindruckender
Rundbogenarchitektur, das anfangs nur die bauliche Hülle um eine große,
dampfbetriebe Pumpe war, welche die Erzgruben des Hüggels entwässerte.
Gewichtiger ist jedoch die
Erinnerung an die Zeit, in der das Gebäude von den Nationalsozialisten als
Straflager genutzt wurde.
Zunächst nutzte die
Wehrmacht das Gebäude als Kriegsgefangenenlager von 1940-43. Im Sommer 1940
kamen die ersten 330 Franzosen ins Osnabrücker Land. Sie mussten an der
Nordseite des Hüggels Barackenlager errichten und ebenso wie die ab 1942
untergebrachten Zwangsarbeiter als Arbeitskräfte im Hüttenwerk dienen.
Im Januar 1944 baute die
Gestapo den Augustaschacht dann zu einem Straflager um, einem sogenannten
„Arbeitserziehungslager“ für flüchtige Zwangsarbeiter, „Arbeitsbummler“ und
andere sich dem Regime Widersetzende. Inhaftiert waren des Weiteren sog.
„jüdisch Versippte“ oder „Halbjuden“, Gewerkschafter, Sozialdemokraten,
Kommunisten und vermutlich auch Zeugen Jehovas.
Das Arbeitserziehungslager
bestand rund 15 Monate bis Kriegsende und wurde insgesamt von rund 2000
Jugendlichen und Männern aus 17 Nationen
durchlaufen, die durchschnittlich acht Wochen und mitunter auch deutlich länger
einsaßen.
Mindestens 100 Häftlinge
überlebten die unmenschlichen Arbeits- und Haftbedingungen im
Arbeitserziehungslager Ohrbeck nicht, sodass es in der Geschichtsschreibung
auch als „KZ der Gestapo“ bezeichnet wird.
Seit 2008 ist der
Augustaschacht eine offizielle Gedenkstätte für die Opfer des
Nationalsozialismus und wird durch Ehrenamtliche und Spenden unterhalten.
Für die Ausstellung „Erneuerung der Erinnerung“ im
Spätsommer 2004 fertige Volker-Johannes Trieb zur Erinnerung an die
Geschehnisse während des Nationalsozialismus in Osnabrück die „Installation für
den Augustaschacht“ an.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Volker-Johannes_ Trieb#mediaviewer/File:Volker-Johannes_Trieb.jpg |
Volker-Johannes Trieb, der 1966 in Worms geboren ist, ist ein deutscher
Künstler und Keramiker. 1987 rief er sein erstes eigenes Atelier in Osnabrück-Sutthausen ins Leben. Sein
Atelier, Büro und Galerie liegen alle zusammen in der früheren Scheune. Sein
Haus und seinen Garten baute er zu einem
Gesamtkunstwerk aus. Sein zweites Atelier eröffnete er 1995 in
Georgsmarienhütte, wo eher die Keramik und
Stahl Objekte geschaffen werden.
Seine Projekte sind, wie dieses hier, im öffentlichen
Raum (vor allem im Osnabrücker Raum) zu sehen.
Bei der „Installation für den Augustaschacht“ handelt
es sich um mehrere verbrannte Baumstämme, die in heißes Kupfer getaucht und
einmal rund um den Augustaschacht angebracht wurden. Die Baumstämme verlaufen
ziemlich gerade, sind ca. sechs bis acht Meter hoch und ragen bis in den
zweiten Stock.
„nur" oberflächlich. Durch die Risse, die die Bäume langsam bekommen haben, ist zu
sehen, dass das Innenleben nicht verbrannt ist. Zudem sind die einzelnen
Baumstämme von Moos überzogen.
Gemeinsam mit unserem Seminar „Erinnern und Vergessen“ der Universität Osnabrück unter der Leitung von Ruppe Koselleck
machten wir eine Exkursion zum Augustaschacht, um uns näher mit der
Installation auseinanderzusetzen.
Die Interpretationen dieses Denkmals, die im
Folgenden in Ansätzen erläutert werden, stammen von uns selbst aus dem
Entstehungskontext, da keine kunsthistorischen Dokumente über die Installation
vorhanden sind.
Auseinandersetzung mit der Installation |
Um die Interpretation gemeinsam mit unserem Kurs
erarbeiten zu können, sollten sich unsere Kommilitonen genauer mit dem Denkmal
beschäftigen, um sich so ein besseres Bild machen zu können.
Um einen vereinfachten Zugang zu dem Denkmal zu
bekommen, stellten wir unseren Kommilitonen die Aufgabe, das Denkmal schnell
und einfach abzuskizzieren und dann intuitiv das zu malen, was sie mit den
gerade vorgestellten Baumstämmen assoziierten.
Dabei ließen wir ihnen einen großen Freiraum: das
Bild könnte expressionistisch, schwarz-weiß etc. sein, man könnte auch Sachen
dazu erfinden, umgestalten, es war alles erlaubt.
Wir sind
schlussendlich nach 15 Minuten hinter dem Gebäude wieder zusammengekommen. Die
Skizzen wurden in der Mitte der Gruppe gesammelt und erstmal in Ruhe von jedem
begutachtet.
Beeindruckt waren wir von der Vielfalt der Ansätze. Einige
interpretierten lodernde Flammen in die Baumstämme.
Eine Mauer aus Feuer, die
nicht nur den Betrachter von außen abzuschrecken schien, sondern auch die
Insassen innerhalb der Mauer symbolisch in sich gefangen nahm. Als der
Augustaschacht noch als Arbeitserziehungslager genutzt wurde, gab es
für die Insassen keinen Schutz vor Bombenangriffen, keinen Bunker, der das
Überleben gesichert hätte. Die Installation von Volker-Johannes Trieb könnte
somit darauf hindeuten, dass die 2000 Jugendlichen und Männer zusätzlich zum
Alltag im Lager unmittelbar Feuer und Zerstörung ausgesetzt waren.
Skizze vom Gebäude und der Installation |
Ein
weiterer Interpretationsansatz ging dorthin, dass die Stämme als Gitterstäbe um
das Gebäude gesehen wurden. Auch das schien sehr naheliegend, denn die
Inhaftierten wurden wie in einem Gefängnis weggesperrt und nicht nur ihrer
Freiheit sondern zum Teil auch ihres Lebens beraubt.
Ein wieder anderer
Ansatz galt den entwurzelten Bäumen. Dieser Zusammenhang ergab sich, da die
Häftlinge aus ihrem natürlichen Umfeld gerissen wurden, als wäre ihnen, wie
den Bäumen hier, die Bodenhaftung genommen worden. Die Entwurzelung der
Bäume deutet auf die soziale „Entwurzelung“ der Opfer, die nach der Deportation alles verloren
haben. Mit dem Fällen der Bäume geht auch die Unterbrechung zur Lebensquelle
einher, was wir als besonderen Verweis auf die über hundert Verstorbenen im
Arbeitserziehungslager Ohrbeck verstanden sehen.
Abstrakte Skizze der Installation, freie Auseinandersetzung |
Weitergehend
sind die zudem verbrannten Baumstämme auch als „verbrannte“ Seelen und Körper der Leidtragenden
zu erkennen. Dies lies sich ebenfalls bei den Skizzen
wiederfinden.
Der
Abschluss des Referats beinhaltete die Auflösung des offiziellen Gedanken vom
Künstler Volker-Johannes Trieb.
Das
damals noch betitelte Stahlwerk „Klöckner“ war einer der Profiteure des
Gestapo-Arbeitserziehungslagers
Ohrbeck. Die Häftlinge wurden unter anderem an dieser Stelle zur Zwangsarbeit
gezwungen. Auch die Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerke, die heute KME
Germany AG & Co. KG heißen, gehörten dazu. Diese Firma finanzierte das
Kunstwerk von Trieb und ließ die Baumstämme auf Kosten der Firma
verkupfern. Eine „Erneuerung der Erinnerung“.
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